Agil ist mehr als nur ein Buzzword! Richtig eingesetzt kann es nachhaltig die Unternehmenskultur positiv verändern und die Kommunikation transparenter gestalten. Die entscheidenden Faktoren, damit Agil kein leeres Buzzword bleibt, sondern zu einer gelebten Unternehmensphilosophie entwickeln wird, zeigt der folgende Artikel.

Ich glaube, es ist ein absoluter NO-BRAINER, dass Sie heute ein paar LOW HANGING FRUITS pflücken, damit Sie PROAKTIV und DYNAMISCH LÖSUNGSORIENTIERT in die nächsten CHALLENGES Ihres Jobs mit BEST PRACTICES starten. Vielleicht schaffen Sie es im nächsten All-Hands Meeting mit ein paar QUICK WINS einen richtigen IMPACT zu generieren und SYNERGIEN zu erzeugen, die Sie als NEXT GENERATION GAME-CHANGER darstellen und zeigen, dass DIGITAL TRANSFORMATION, AGILE, BIG DATA und CLOUD-BASED für Sie nicht NEXT LEVEL sind, sondern die BOTTOM LINE Ihres GROWTH MINDSETS.

Falls Sie nicht genau wissen, was ich mit diesem Satz ausdrücken wollte, ist das wenig überraschend. Der Satz bestand zum Großteil aus Buzzwords: Wörtern, bei denen der genaue Inhalt in der Regel nicht definiert wurde, er wird vielmehr individuell interpretiert. Agil ist eines dieser Buzzwords, das häufig verwendet wird. Agil bzw. Agil Frameworks sind prinzipiell Konzepte zur Zusammenarbeit von Menschen. Ein Scrum Master kann etwas anderes darunter verstehen als ein CEO und ein CEO wiederum etwas anderes als ein Sales Manager.

Vielleicht haben Sie in Ihrem Unternehmen schon mit Agil begonnen und es funktioniert nicht richtig oder Sie praktizieren es schon lange, aber würden es noch lange nicht als Ihre Unternehmensphilosophie bezeichnen. Eine Unternehmensphilosophie ist die Einstellung des Unternehmens gegenüber MitarbeiterInnen, Kunden, Lieferanten. Anders ausgedrückt: Die Art und Weise, wie das Unternehmen mit diesen Personen(-gruppen) umgehen will. Wollen wir Agil als Unternehmensphilosophie leben, müssen wir unser Verhalten reflektieren und es gegebenenfalls ändern.

Der folgende Artikel beantwortet in diesem Zusammenhang zwei wichtige Fragestellungen.

  • Welche Vorteile hat Agil als Unternehmensphilosophie?
  • Wie kann ich es in modernen Organisationen schaffen, Agil als Unternehmensphilosophie zu etablieren?

Verstehen, was sich hinter dem Buzzword Agil verbirgt und warum es so erfolgreich ist.

Es gibt verschiedene agile Frameworks (Scrum, Kanban, SAFe), an denen man sich orientieren kann. Allen gemeinsam ist, dass sie auf die Menschen fokussieren, Arbeitsprozesse verbessern wollen und in regelmäßigen Abständen erfahrungsbasierte Entscheidungen getroffen werden. Diese Arbeitsweise bietet in der heutigen Arbeitsweilt große Vorteile. Technologien ändern sich ständig und schnell. Wir können nicht vorhersagen, was in ein paar Monaten Stand der Technik ist. Es besteht eine Planungsunsicherheit, auf die wir mit unseren Arbeitsprozessen reagieren müssen.

In agilen Frameworks werden Projekte den Teams zugeordnet. Gleiche Personen arbeiten immer zusammen und haben die Möglichkeit ihre Zusammenarbeit zu optimieren. Für eine sinnvolle Priorisierung aller Projekte braucht es ein Koordinationslevel über den Teams, das alle Projekte überblickt. So kann unternehmensstrategisch priorisiert werden und gleichzeitig wird die Zusammenarbeit effektiver.

Die Grundlage, um Aufgaben schnell und in hoher Qualität fertigzustellen, ist die optimale Zusammenarbeit innerhalb der Teams. Nur wenige Aufgaben können komplett von einzelnen MitarbeiterInnen bewältigt werden. Der neue Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens ist transparente Kommunikation und die passenden Strukturen, um die diese im Unternehmen zu erleichtern. Auch hier haben teamzentrierte Ansätze deutliche Vorteile: Ihr Fundament sind beständige Teams, klar strukturierte Meetings und hohe Transparenz der Arbeit. Sie wollen die Zusammenarbeit mit anderen Menschen, in Teams und Abteilungen und mit Kunden optimieren. Das zu schaffen ist ein komplexer Lernprozess, bei dem sich iterative Ansätze mit kurzen Zyklen zum Reflektieren und Optimieren anbieten – darin liegt der Erfolg von Agil begründet.

Wie kann ich das Verhalten in einem Unternehmen ändern, um Agil als meine Unternehmensphilosophie bezeichnen zu können?

In jedem agilen Framework gibt es mehrere Events mit klar definierten Zielen und einer maximalen Dauer (Timebox). Die Retrospektive ist eines dieser Events, das sich hervorragend zur Umsetzung des Lernprozesses eignet. Sie dient der Reflektion der Arbeitsprozesse und Verhaltensweisen eines Teams. Ziel jeder Retrospektive ist es, mit dem gesamten Team klare Aufgaben zu Verbesserungen in der Zusammenarbeit zu erarbeiten, die während der nächsten Iteration (oder darüber hinaus) umgesetzt werden. Verbesserungen können im technischen oder menschlichen Kontext sein, z.B. Unit Tests vor Entwicklungsbeginn schreiben, bestimmte Informationen auf eine andere Art im Team zu verbreiten oder die Kommunikationsfrequenz mit den Stakeholdern erhöhen. Wird in jeder Iteration mindestens eine Verbesserung erarbeitet und umgesetzt, führt das zu einer stetigen Verbesserung der Arbeitsprozesse und Verhaltensweisen im Team. Die Teams werden effektiver und effizienter.

Die erwähnte Reflektion des eigenen Verhaltens ist der wichtigste Teil dieses Prozesses. Um das eigene Verhalten in einem Team zu reflektieren braucht es Vertrauen. Vertrauen wiederum braucht Offenheit Hierfür müssen die Beteiligten vor allem Mut aufbringen. Mut über Dinge zu reden, die unangenehm sind. So drücke ich gleichzeitig eine Wertehaltung aus, eine persönliche Einstellung gegenüber meiner Arbeit, meiner Kollegen, meiner Kunden. Ist dieses Verhalten nicht vorhanden, braucht es Zeit, um es zu entwickeln. Deshalb sind die Iterationen und ständigen Reflektionsmöglichkeiten wichtig und wertvoll. Das Verhalten muss geübt werden.

Was sind konkrete Tätigkeiten?

1. In allen Teams und Abteilungen regelmäßig Retrospektiven durchführen.
2. Unseren Kollegen und Teams Vertrauen entgegenbringen. Für eine Führungskraft ist das Vorleben dieses Vertrauens noch wichtiger, sogar unerlässlich, wenn wir die zuvor beschriebenen Vorteile nutzen wollen. Es ist die Grundlage für effektive Retrospektiven.
3. Umsetzen der Verbesserungen aus den Retrospektiven. Hierfür müssen alle hinter den Verbesserungen stehen und Verantwortung übernehmen.
4. Wiederholung. Sonst fallen wir schnell in alte Verhaltensmuster. Führen wir regelmäßig Retrospektiven durch, erinnern wir uns gegenseitig an unsere neuen Verhaltensweisen. Es fällt allen leichter eine Verhaltensveränderung zu erreichen.

Eine Unternehmensphilosophie ist die Einstellung des Unternehmens gegenüber MitarbeiterInnen, Kunden, Lieferanten, Stakeholdern. Führen wir diese vier Schritte aus, arbeiten wir auf einem gemeinsamen Wertesystem, das auf Vertrauen, Offenheit und Mut basiert. Die Grundlage aller agilen Arbeitsweisen. Wir leben eine agile Unternehmensphilosophie.

Fazit

Es liegt am Verhalten jedes Mitarbeiters, ob ein Buzzword leer bleibt. Die Einstellung jedes einzelnen Mitarbeiters gegenüber Kollegen und Kunden trägt zu einer gelebten Unternehmensphilosophie bei. Jeder kann damit anfangen, in jeder Rolle. Dieses Bewusstsein zu schaffen und das Verhalten vorleben kann in den Retrospektiven beginnen und ist eine der wichtigsten Aufgaben von Scrum Mastern, Innovatoren, Agile Coaches, Product Ownern und Managern, die ein Unternehmen nachhaltig in diese Richtung verändern wollen. Vertrauen Sie Ihren Kollegen, seien Sie offen und respektvoll, üben Sie sich in Verlässlichkeit und übernehmen Sie Verantwortung. So werden Sie Ihren Teil dazu beitragen, ein leeres Buzzword mit wertvollem Inhalt zu füllen.

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