Ob klein oder groß – die Herausforderungen der Digitalisierung sind die gleichen, nämlich Agilität, erhöhter Kommunikationsbedarf und permanentes Hinterfragen des Geschäftsmodells. Diese Herausforderungen sind nicht erst durch die Digitalisierung entstanden, aber in einer digitalisierten Welt von zentraler Bedeutung. Als Hilfestellung werden Lösungsansätze für effiziente Kommunikation und Agilität vorgestellt.

Handlungsfelder der Digitalisierung

Im Rahmen der Digitalisierung lassen sich Handlungsfelder identifizieren, die sich je nach Sichtweise unterschiedlich kategorisieren lassen. Einige, aber längst nicht alle sind:

  • Innovationsstrategien
  • Produktion
  • Geschäftsprozesse
  • Geschäftsmodelle
  • Datensicherheit
  • Arbeit
  • Führung

Unabhängig vom jeweiligen Handlungsfeld lassen sich zwei handlungsfeldübergreifende beratungsorientierte und nicht-technologische orientierte Bereiche erkennen, nämlich Kommunikation und Agilität. Diese stellen die zentralen Herausforderungen der Digitalisierung dar. Dazu möchte ich vorab schon folgende These formulieren:

Kommunikation und Agilität sind der Schlüssel für die Bewältigung der Herausforderungen, die aus der Digitalisierung und der Transformation entstehen.

Der Stellenwert der Kommunikation – Herausforderung für alle Beteiligten

Die Bedeutung der Kommunikation kann gar nicht genug hervorgehoben werden. Nach einer Studie zu Thema Projektarbeit haben  98% der befragten Top-Manager Kommunikation als entscheidend für erfolgreiche Projekte genannt. Das dürfte aber eine Erfahrung sein, die jeder schon mal gemacht hat. Entscheidend ist aber, dass durch die Digitalisierung  Ängste und Unsicherheit entstehen,  die die Effizienz der Kommunikation belasten. Zum anderen muss berücksichtigt werden, dass der Erklärungsbedarf im Rahmen der mit der Digitalisierung einhergehenden Prozesse sehr hoch ist.

Die Bedeutung der Kommunikation

Meine Erfahrung und die Analyse von Beiträgen zur Digitalisierung zeigen die große Bedeutung, die der Kommunikation zugeschrieben wird.

Hier einige Zitate:

  1. «Soziale Fähigkeiten und emotionale Intelligenz“ als Umschreibungen für Kommunikationsfähigkeit sind wichtiger als „IT-Know-how und analytische Fähigkeiten»
  2. «Ehrlichkeit ist die beste Strategie»
  3. «Kommunikation als „Schmiermittel»
  4. «no amount of communication is ever enough!»

 

Um also die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern muss man optimal Kommunizieren können, in der Beratung, der Ausbildung und und im Management. Dass das nicht einfach ist, zeigen die folgenden Kapitel.

Fehlende «Bandbreite» in der Kommunikation

Im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung sind die Betroffenen mit Begriffen wie KI, Robotik, Internet der Dinge, Blockchain und vieles mehr konfrontiert, deren Erklärungsbedarf sehr hoch ist. Fundiert, in die tiefe gehend und ausreichend kann man dies meines Erachtens nur in schriftlicher Form und multimedial tun. Das ist sowohl für den Ersteller als auch für den Empfänger sehr zeitaufwendig. Es besteht hier der Bedarf nach sprachlicher Kommunikation und diese hat ein Bandbreitenproblem. Vereinfacht meine ich damit, dass man für komplexe Zusammenhänge viele Worte braucht. Die Aufnahmefähigkeit des Empfängers ist aber zeitlich begrenzt. Man müsste also schneller sprechen, die „Bandbreite“ erhöhen, was natürlich illusorisch ist. Eine Lösung ist das Streben nach Vereinfachung ohne zu verfälschen.

Das dies nicht ganz einfach ist möchte ich am Beispiel der Blockchain deutlich machen. Der folgende Satz ist korrekt:

Kryptowährungen, wie Bitcoin oder Ether, basieren auf der Blockchain-Technologie.

Von vielen kann das so verstanden werden, dass die Blockchain nur für digitale Währungen verwendet wird. Richtig ist, dass das Erzeugen einer digitale Währungen nur eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten der  Blockchain ist.

Ein anderes Beispiel ist die Verwendung der Begriff Künstliche Intelligenz, KI, oder Maschinenintelligenz, MI. Durch den Begriff der Intelligenz entstehen Szenarien, die in einer Übernahme der Macht durch die Maschinen enden. Hier ist die Vereinfachung des komplexen Sachverhalts auf den Begriff Intelligenz meines Erachtens falsch. Bei KI bedeutet Intelligenz, dass das dahinterliegende Programm, der Algorithmus, seine Aufgabe fehlerfrei und immer gleich ausführt. Das ist kein Denken, welches die Basis der Intelligenz ist. Bei MI besteht die Intelligenz darin, dass diese Programme lernen können. Aber nicht auf der Basis von Denken, sondern auf der Basis des Zugriffs auf  Datenmengen, die in Datenbanken gespeichert sind. Hier kann die „Bandbreite“ beliebig erhöht werden. Die Maschine weiß mehr als der Mensch und kann trotzdem nicht denken.

Belastete Kommunikation

Aus meiner Sicht ist jeder Prozess, der Transformation oder auch Change-Management umfasst, von Ängsten und Unsicherheit begleitet, egal wie konsequent die Transformation letztendlich ist. Selbst der Wechsel oder die Anpassung einer Software, also etwas, was nicht per se transformatorisch sein muss, führt zu Unruhe wie folgendes kleines Beispiel verdeutlicht.

Im Rahmen der Umstellung der Netzwerkarchitektur und –software musste ich auf meiner täglichen Fahrt in der Metro in Frankfurt mit anhören, wie die betroffenen Mitarbeiter, die nicht wussten, dass ich an den Veränderungen beteiligt war,  über die Änderung teils sehr heftig schimpften. Dies obwohl die neue Lösung auch im Sinne der Mitarbeiter objektiv besser war.

Hier kann man nun die Frage stellen, ob die Änderungen nicht genügend kommuniziert wurden. Und warum die Kommunikation nicht effizient war, im Sinne von überzeugend.

 Effektive Kommunikation

Eine effektive Kommunikation kann ohne Zweifel Widerstände abbauen und auch überzeugen. Aber was ist eine effektive Kommunikation? Ich gehe hier von folgender These aus:

Effektive Kommunikation kann es nur geben, wenn man den emotionalen und den konkret faktischen Hintergrund des Kommunikationspartners kennt.

Man kann es auch so ausdrücken: Wisse, wie dein Kommunikationspartner tickt. Entscheidungsträger sind nicht unbedingt auch Know-how Träger. Sie verfügen über ein vorgefiltertes Wissen, was auf die Digitalisierung und ihre Auswirkungen häufig zutrifft. Das Gleiche gilt für Beschäftigte. Die einen haben vielleicht Angst, die nächste Transformation zu verschlafen, die anderen bangen um ihren Arbeitsplatz.

Effektive Kommunikation muss Ängste ernst nehmen. Wer effektive kommunizieren will, muss wissen, was die Motivation seines Kommunikationspartners ist. Will er beraten oder will er überzeugt werden.  Wer effektive kommunizieren will muss erkennen, ob beide Kommunikationspartner, obwohl sie den gleichen Begriff verwenden, auch das gleiche meinen.

Im Rahmen der Digitalisierung und der digitale Transformation kann der Beratungskontext sehr komplex werden. Unabhängig vom jeweiligen Handlungsfeld soll das an drei Beispielen verdeutlicht werden:

  •  Industrie 4.0
  •  Cloud Computing
  •  Business Transformation

Im Kontext Industrie 4.0 werden insbesondere Produktionsprozesse und Organisationsstrukturen „dramatisch“ verändert. Das gilt auch für die Vertriebsstrukturen. Häufig setzten hier Kommunikationspartner Digitalisierung mit Disruption gleich. Diese kennen eventuell folgendes Zitat:

«Disruption ist ein Prozess, bei dem ein bestehendes Geschäftsmodell oder ein gesamter Markt durch eine stark wachsende Innovation abgelöst beziehungsweise «zerschlagen» wird.”

Damit wird mehr als deutlich, dass in diesem Zusammenhang ein Berater mit Vorbehalten und Ängsten rechnen muss.

Im Kontext Cloud Computing haben wir es immer mit Vorbehalten bezüglich der Datensicherheit zu tun. Eine andere, ebenfalls ernst zu nehmende Tatsache ist die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Dies gilt insbesondere dann, wenn digitale Transformation vordergründig als Rationalisierungstechnologie verstanden wird. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass vielfach Cloud Computing mit Out Sourcing gleichgesetzt wird, was ebenfalls ein angstbesetzter Begriff ist.

Die Business Transformation beschreibt einen radikalen Prozess, nämlich die totale Neuorientierung eines Unternehmens, die nur durch eine digitale Transformation erfolgreich umgesetzt werden kann. Business Transformation wird umso dringlicher, je deutlicher sich die Rahmenbedingungen ändern, in deren Kontext sich ein Unternehmen bewegt. Damit wird auch Business Transformation zu einem die Kommunikation belastenden Begriff wenn sie als Bedrohung und nicht als Herausforderung gesehen wird.

Verwässerung des Begriff Digitalisierung

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass insbesondere Ängste und Missverständnisse bei der Verwendung von Begriffen die Kommunikation innerhalb einer Beratung belasten können. Störend ist auch, dass Digitalisierung mittlerweile ein Buzzword geworden ist, welches um seiner selbst Willen benutzt wird. So taucht in den Wahlprogrammen von CDU, SPD und FDP im Wahljahr 2017 nach einer Recherche der FAZ das Wort 100 Mal auf. Allein dieser statistische Wert ist zumindest ein Hinweis auf die „Verwässerung“ des Begriffs, der damit nahezu für jeden Prozess verwendet werden kann.

Als Berater muss man also sehr genau aufpassen, die Konkretisierung des Begriffs zu kommunizieren. Insbesondere sollte man immer die Unterschiede zwischen Transformation und Change Management im Auge behalten.

Stellenwert der Agilität

In der FAZ vom 09.10.2017 habe ich folgende Beitrag gefunden.

Agilität – das Gegenteil von Planerfüllung

Der Autor Horst Wildemann, Professor an TU München und Geschäftsführer der Unternehmensberatung TCW (www.tcw.de) in München, sieht die größte Herausforderung für das Management in der Digitalisierung. Sie stellt die zentralen Funktionen des Managements radikal in Frage. In diesem Artikel findet sich die unten zitierte Definition.

Agilität ist das Gegenteil von Planerfüllung. Management und Organisationen sind agil, wenn sie nicht nur flexibel, sondern darüber hinaus proaktiv, antizipativ und initiativ handeln. Nur so gelingt es, auf unvorhersehbare, sich ständig ändernde Kundenwünsche erfolgreich zu reagieren.

Diese Definition entstand im Zusammenhang mit der Diskussion zu Digitalisierung und Disruption. Die These des Autors ist, dass die Digitalisierung zentrale Funktionen des Managements in Frage stellt und zu einem Perspektivwechsel führt. Was damit gemeint ist, soll folgendes Beispiel deutlich machen.

Für eine bestimmte Form dieses Perspektivwechsels gibt es inzwischen die Bezeichnung „Amazonisierung“. Sie geht zurück auf den Wandel des ursprünglichen Online-Buchhändlers Amazon vom Verkäufer auf eigene Rechnung zum Marktplatzbetreiber, auf dem auch Konkurrenten ihre Waren loswerden können – gegen eine entsprechende Gebühr, versteht sich.

In diese Richtung marschiert auch der Baumaschinenhersteller Zeppelin mit seinem 2014 gegründeten Start-up für die Serviceplattform „klickrent“. Dort können mehr als 12 000 Maschinen und Geräte für die Baustelle online gemietet und verwaltet werden, und zwar auch von Konkurrenten. Zudem können Vermieter und Mieter sowie Bauunternehmer, Hersteller und Händler den kompletten Baumaschineneinsatz elektronisch steuern und verwalten,  von der Buchung und der Bezahlung über die Bestandsverwaltung bis zum Transport inklusive Versicherung.

Dadurch wird aus einem einfachen Händler ein One-Stop-Shop rund um das angestammte Geschäft.

Damit ergeben sich zwei weitere Thesen:

Digitalisierung stellt zentrale Funktionen des Managements in Frage.

Digitalisierung zwingt zu agilem Handeln.

Das agile Unternehmen

Im Rahmen der Betriebswirtschaftslehre wird aktuell die Digitalisierung als Herausforderung der sogenannten Vuka-Welt gesehen. Vuka steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit). Die Herausforderung besteht darin, möglichst schnell auf Veränderungen zu reagieren.

Traditionelle Unternehmen mit hierarchischen Strukturen gelten als zu schwerfällig und Planungsziele von fünf Jahren als nicht mehr adäquat. In diesem Zusammenhang erscheinen große Unternehmen gefährdeter als kleine, weil, zumindest nach der geltenden Lehre, kleine Unternehmen schneller reagieren können und somit besser auf die disruptiven Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet sind.

Wie immer mehr Beispiele zeigen, einige habe ich auch in diesem Beitrag aufgeführt, lassen sich bei großen Unternehmen vier Tendenzen erkennen, die Konzerne agiler machen:

  • Kooperation mit Start-Ups, von deren Kreativität und Agilität im hier beschriebenen Sinne man profitieren will
  • Gründen eigener Laboratorien, um in kleinen Rahmen auszuprobieren, was später im Gesamtkonzern umgesetzt werden kann
  • Mehr Transparenz im Unternehmen durch „Facebook im Unternehmen“, z.B. durch den Einsatz von Microsoft Yammer
  • Abbau von hierarchischen Strukturen

Als Ziel wird das agile Unternehmen angestrebt.

Agile Techniken und der Faktor Zeit

Agile Techniken sind besonders dann gefragt, wenn Projekte so komplex sind, dass sie nicht von Beginn an detailliert planbar sind. Ich würde mal unterstellen, dass dies im Bereich der Digitalisierung von Geschäftsmodellen und -prozessen durchaus üblich ist.

Der Begriff agil wird im Alltagsverständnis in der Regel mit schnell und anpassungsfähig gleichgesetzt. Manche Autoren verwenden agil und Veränderungsbereitschaft gleich. Damit kommt dem Faktor Zeit eine bedeutende Rolle zu. Schnell zu reagieren setzt voraus, dass die entsprechenden Techniken vorhanden sind. Ich will das am Beispiel der Dokumentenverteilung über E-Mail verdeutlichen und folgende These aufstellen.

E-Mail und Agilität passen oft nicht zusammen.

In der Vergangenheit hat das Aufkommen der „elektronischen Post“ die Verteilung von Dokumenten enorm erleichtert. Innerhalb kürzester Zeit erhalten alle Beteiligten das selbe Dokument und könnten sich über den Inhalt austauschen. Aber es gibt große Nachteile:

  • Jeder Empfänger muss das Dokument verwalten, oft wird dabei der E-Mail Client als „Datenbank“ verwendet.
  • Veränderungen durch einen Teilnehmer an dem Dokument führt zu nicht mehr synchronisierten Inhalten.
  • Ein gemeinsames Arbeiten an dem Dokument ist nicht möglich.
  • Kommt ein neuer Teilnehmer hinzu, muss diesem das Dokument zugeschickt werden.

Wie kann das Problem gelöst werden? Die Antwort lautet: durch eine Collaboration Plattform in der Cloud, wie z.B. Office 365 von Microsoft. Hier können Dokumente gemeinsam verwendet und bearbeitet werden. Das Dokument ist damit immer synchron.

Eine andere Technik ist das cloudbasierte Issue Management, z. B. mit Bitbucket. Hier werden Issues, das sind Aufgaben, Fehler, Vorgaben etc., erfasst, kategorisiert und Personen zugewiesen. Von der Erfassung bis zu Lösung können alle Projektbeteiligten den «Lebenzyklus» des Issue verfolgen. Über sogenannte Notification können sich Projektmitarbeiter über den Zustand eines Issue informieren lassen.

Scrum

Die wohl bekannteste agile Technik ist Scrum, welche vor allem in Softwareprojekten eingesetzt wird, aber nicht darauf beschränkt ist. Scrum ist ein Rahmenwerk, innerhalb dessen verschiedene Regeln und Techniken zum Einsatz kommen. Die Agilität von Scrum zeigt sich in folgenden Herausforderungen, die Scrum zu erfüllen verspricht:

  • Teamorientierung durch
    • Selbstorganisation
    • Interdiziplinarität
    • Transparenz
  • Überprüfbarkeit durch
    • Definition von Planungszielen
    • Review
    • Retrospetive
    • Anpassung

Ein weitere Grundsatz ist die Auflösung von Hierarchien und das Teilen von Wissen. Dies ist durchaus eine Herausforderung, wenn Scrum als Managementmethode eingesetzt wird. In der Praxis ist es häufig so, dass Elemente von Scrum verwendet werden, z.B. bei der Zusammenstellung von Projektteams, die eigenverantwortlich arbeiten und aus der vorhandenen Hierarchie herausgelöst werden.

Scrum gilt in der Beratungsbranche als Managementantwort auf die Herausforderungen der Digitalisierung, wird aber durchaus auch kritisch gesehen. Hier ein Zitat:

«superhipp – superinnovativ – superstressig»

Design Thinking

Das Ziel von Design Thinking ist die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle oder Produkte. Diese Methode orientiert sich an der Arbeit von Designern und geht davon aus, dass Probleme besser gelöst werden, wenn Menschen aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten.

Holokratie

Die Holokratie ist ein philosophischer Ansatz und arbeitet mit dem Begriff Holon. Holons sind selbstständige Einheiten aus Mitarbeitern, die sich mit anderen Holons zu einer Struktur zusammenschließen – der Holacracy. Statt einer Hierarchie gibt es Regeln, die  «Verfassung». Die Mitarbeiter versammeln Gleichgesinnte in «Zirkeln», um «Spannungen» zu klären und besprechen den Fortschritt in „taktischen Sitzungen“.  Im Grunde geht es hier darum, dass sich Mitarbeiter dezentral organisieren und damit flexibel auf Anforderungen reagieren können.

Digitale Geschäftsprozesse

Jede Form von Wertschöpfung, Produktion, Dienstleistung oder Verwaltung benötigt informatorische Prozesse, die in jedem Stadium der Wertschöpfung die benötigten Informationen zur Verfügung stellen. Dabei kommt es in den allermeisten Fällen noch zu Medienbrüchen, d.h. arbeitsaufwendige und ungenaue analoge Technologien werden eingesetzt.

Ein typisches Beispiel hierfür ist die Erfassung von Daten mit Hilfe von Papierformularen, aber auch die Verwendung von Excel als Datenbank.

Im «Zeitalter» der Digitalisierung werden und müssen diese «Werkzeuge» durch digitale Techniken ersetzt werden, die entweder die gesammelten analogen Informationen überflüssig machen, z.B. durch Smart Contracts, oder aber analoge Informationen durch digitale Daten ersetzen.

Die digitale Transformation informatorischer Prozesse ist aber keine rein technologische Lösung. Sie setzt auch eine Veränderung konzeptioneller Art voraus. Dazu existieren Managementmodelle, die strategische Managementaufgaben wie

  • Vision
  • Leadership
  • Governance

hervorheben. Da dieser Blog eher technisch orientiert ist, möchte ich nicht weiter darauf eingehen. Es sollte aber deutlich werden, dass eine rein technologische Lösung nicht möglich ist und dem strategischen Management eine große Bedeutung zukommt. Dazu lassen sich dann zwei weitere Thesen formulieren.

Die digitale Transformation von Geschäftsprozessen ist ohne Veränderung strategischer Managementaufgaben nicht möglich.

Die digitale Transformation von Geschäftsprozessen kann nicht allein durch technologische Mittel erfolgen.

Praxisbeispiel – Ablösung von Excel durch eine zentrale Datenbank und Apps

Es mag den einen oder anderen Leser etwas überraschen, dass hier eine digitale Lösung, Excel, durch eine andere abgelöst wird und dies dann eine digitale Transformation sein soll. Das ist aber durchaus ein typisches Beispiel, wenn wir uns nur einen von vielen Anwendungsfällen anschauen, nämlich die grafische Darstellung der in Excel ausgewerteten Daten.

Da nicht jeder interessierte Benutzer direkt auf die Excelmappe zugreifen kann oder gerade nicht vor Ort ist, werden die grafischen Auswertungen ausgedruckt und als Papier zur Verfügung gestellt. Vielfach sind auch die interessierten Benutzer nicht berechtigt, auf die Datei zuzugreifen oder können es aus technischen Gründen nicht.

Der Medienbruch wird deutlich. Der Ausdruck der Auswertung wird hinfällig in dem Moment, indem sich die Daten in der Exceltabelle ändern. Sollen mehrere Benutzer Eingaben machen können ergibt sich ein Synchronisationsproblem. Dies müsste dann über eine Cloud-Lösung behoben werden.

Wenn wir uns die Aufgabe stellen, den Status eines Produktionsprozesses oder eines Projektes jederzeit verfolgen zu können, dann ist die Excellösung keine Lösung. Die Lösung hierfür besteht in einer Datenbank und entsprechenden Apps für mobile Endgeräte und stationäre Arbeitsplätze.

Dieses Beispiel lässt sich auf viele andere Anwendungsfälle übertragen, da Excel in vielen Unternehmen, groß oder klein, insbesondere dort eingesetzt wird, wo die Unternehmenssoftware sehr spezielle Anwendungsfälle nicht abdecken kann.

Aus meiner Erfahrung heraus, auch als ehemaliger Trainer für Excel und VBA Programmierung, lässt sich ein immer gleiches Szenario feststellen.

Eine Abteilung braucht eine schnelle Lösung, die die Unternehmenssoftware nicht bieten kann. Also wird Excel benutzt und zwar in der Regel für einen kleinen Kreis von Nutzern. Dabei wird Excel wie eine Datenbank verwendet, z.B. durch Verweise auf reinen Datentabellen innerhalb der Mappe.

Die Exceltabelle und der Kreis der Nutzer werden immer größer. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an die Sicherheit, nicht jeder soll alles sehen können. Es kommen mobile Nutzer hinzu, gleichzeitig muss die Fluktuation der Benutzer berücksichtigt werden.

Dazu wird die Exceltabelle mit Programmcode erweitert. Es treten immer mehr Probleme auf, weil Grafiken auf Papier nicht mehr aktuell sind, Benutzer nicht lesen oder Daten eingeben können oder dies tun können, obwohl sie es nicht dürfen. Außerdem versteht niemand mehr den Programmcode.

Die oben erwähnte Datenbank mit mobilen und stationären Apps löst all diese Probleme. Über Berechtigungsgruppen und Rollen wird die Datensicherheit gewährleistet, alle Beteiligten verfügen immer über den gleichen Stand des Prozesses und Auswertungen und Grafiken können zu jedem beliebigen Zeitpunkt über die Endgeräte angezeigt werden.

Fazit

Dieser Beitrag hat deutlich gemacht, das Kommunikation und Agilität über alle digitalen Handlungsfelder hinweg von großer Bedeutung sind und eine Herausforderung für Management und Berater darstellen.

In der Kommunikation müssen Ängste und Vorbehalte berücksichtigt werden. Es wurde gezeigt, wie Kommunikation effizient im Rahmen der Digitalisierung gestaltet werden kann.

Im Zusammenhang mit Agilität ist die Zeit ein entscheidender Faktor aber auch das Umdenken im Management. Agile Techniken können hier helfen. Agile Techniken wie Scrum, Design Thinking und Holokratie betonen vor allem Selbstverantwortung,  Flexibilität und  die Abkehr von rigiden Hierarchien.

Im Zusammenhang mit digitalen Geschäftsprozessen wurde deutlich, das Medienbrüche abgebaut werden müssen. Am Beispiel von Excel wurde gezeigt, dass auch digitale Techniken je nach Kontext abgelöst werden müssen.

Vorschau – Neue Geschäftsmodelle durch Digitale Transformation

Die Umsetzung eines digitalen Geschäftsmodells bedeutet, entsprechend der in diesem Beitrag verwendeten Definition, eine digitale Transformation. Hier wird das aktuelle Geschäftsmodell „radikal“ hinterfragt, selbst wenn es aktuell noch erfolgreich ist. Dass dies nicht immer leicht für das Management ist und Mut erfordert wird in diesem Blogbeitrag beschrieben werden. Es werden einige Beispiel aus der Praxis aufgeführt.

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