Gerade in der aktuellen Situation zeigt sich sehr deutlich, dass Home Office Möglichkeiten und digitale Technologien uns sogar zum Teil durch weltweite Krisen bringen können (zumindest was die Möglichkeiten für den Ersatz des klassischen Büros angeht).

Doch es kristallisiert sich tatsächlich auch heraus: Für „Remote Work“ braucht es auch eine gewisse Methodenkompetenz und nicht jeder ist per se für die Arbeit aus dem Home Office heraus gemacht. Der alleinige Anschluss an die notwendigen Kollaborationstools führt nicht automatisch dazu, dass jeder produktiv arbeiten kann. Aber womit hängt das eigentlich zusammen? Und wenn wir schon dabei sind: was hat Digitalkultur damit zu tun?

 

Home Office & Remote Work als Startpunkt für Digitalkultur

Bitte nicht noch ein Buzzword! Jaa, Sie haben Recht. Es wimmelt in letzter Zeit nur so vor Schlagwörtern und vielleicht auch dem einen oder anderen Modewort. Nichtsdestotrotz kann man nicht ignorieren, dass sich die meisten Unternehmen im Jahr 2020 in teilweise Rekordgeschwindigkeit bereit gemacht haben, ihren Mitarbeitern die digitale Zusammenarbeit und die Arbeit von zu Hause zu ermöglichen. Wieso das so schnell gehen musste, liegt auf der Hand: die Corona Pandemie hat uns dazu „genötigt“ kann man fast sagen. Während manche Unternehmen schon vor der Pandemie teilweise oder ganz aus dem Home Office heraus arbeiten konnten, brauchten andere Unternehmen ggf. etwas länger, um sich technologisch sowie softskill-seitig für den digitalen Arbeitsplatz auszurüsten. Aber woran liegt es, dass manche Unternehmen hier schnell und erfolgreich den Wandel vorantreiben, während andere eher „hinterherrennen“?

 

Und hier kommt jetzt „Digitalkultur“ ins Spiel.

Die Transformation von vor-Ort zu teilweise hybrid oder komplett virtuell arbeitenden Teams, Abteilungen oder gar kompletten Organisationen ist nicht einfach. Es bedarf an dieser Stelle aber nicht nur einer gewissen digitalen Methodenkompetenz des Individuums. In Studien und Umfragen zur digitalen Transformation, gaben viele Befragte an, dass vor allem die eigene Unternehmenskultur als große Hürde in Veränderungsprozessen wahrgenommen wird (vgl. Capgemini, 2017). Was machen die Unternehmen, die man in dem Kontext als “Front Runner“ bezeichnen würde, anders? Nahezu 80% der Unternehmen, die in dem Punkt voranschreiten, haben eine ganz klar formulierte Vision und Digitalisierungsstrategie. Diese wiederum verknüpfen sie mit einem kulturellen Werte- und Zielbild, welches von der Führungsetage nicht nur kommuniziert, sondern vorgelebt wird. So ergibt sich aus einer Mixtur von Werten, Zielbildern, Leadership, Verhaltensweisen, Tools und Strategien, die auf die digitale Transformation abgestimmt sind, eine Digitalkultur für die gesamte Organisation. Und was bringt uns die jetzt? Na, Wettbewerbsvorteile! Oder um es ganz plump zu sagen: Wir wollen nicht von anderen Unternehmen, die in die Kategorie „Front Runner“ fallen, abgehängt werden.

Kultur kann man nicht diktieren, man muss sie l(i)eben

Die sogenannte (Achtung, wieder ein Buzzword! Aber ich hab’s mir nicht ausgedacht…) „Digital Culture Journey“ ist ein langer und steiniger Weg (vgl. Capgemini, 2017). Wie bekomme ich die Organisation dazu, einen Wandel der Unternehmenskultur zu vollziehen? Ja, sogar eine Digitalkultur als Chance zu sehen und zu nutzen? Tja, die Entscheidung die Werte des Unternehmens anzunehmen, liegt bei jedem Einzelnen und, ob er sich damit identifizieren kann. Denn es ist nicht „die Organisation als Gesamtheit“, die sich verändern muss, sondern der einzelne Mitarbeiter, der in diesem Unternehmen arbeitet. Dieser Mitarbeiter ist vielleicht schon seit 25 Jahren dabei, kennt jeden seiner engen Kollegen mit Vor- und Nachnamen (kann auch die Namen aller Kinder und Haustiere aufzählen) und weiß, wie der Hase im Unternehmen läuft. Ständig kommen neue Projekte, neue Veränderungen und jetzt haben sich „die von oben wieder was Neues überlegt“. Projekte und Veränderungen kommen und gehen, werden über den Haufen geworfen, scheitern. Und jetzt soll die komplette Unternehmenskultur geändert werden? Hm, schwierig. Wir müssen also unserem Mitarbeiter dabei helfen zu verstehen, dass diese neuen Werte wichtig sind und die Organisation als Ganzes nach vorne bringen. Genau an diesem Punkt, geht das Gerede von Change Management wieder los. Denn was sind die Ansatzpunkte, um eben diesen Wandel der Organisation zu unterstützen? Kultur kann man nicht diktieren, man muss sie l(i)eben: Neben einer klaren Digitalstrategie und festen Werten, braucht es eine klare und vor allem ehrliche Kommunikation des Wandels. Doch nur kommunizieren reicht hier natürlich nicht aus. Hier gilt es vor allem, die Werte auch zu LEBEN. Sonst wird das Ganze Vorhaben unauthentisch und niemand zieht mit. Da können wir noch so viele Tassen mit lustigen Kampagnen für die Digitalkultur bedrucken (auch wenn der Faktor ‚Kampagnen‘ in seiner Wirkung nicht zu vernachlässigen ist!). In Punkto „Werte vorleben“ kommt dem Leadership und jeder einzelnen Führungskraft eine ganze besondere Rolle zu. Darüber hinaus, geht Digitalisierung auch einher mit neuen Tools für den Mitarbeiter. Diese muss man erstmal bedienen können. Sprich: Wir brauchen gegebenenfalls Schulungskonzepte. Weiterhin muss man sich in so einem Veränderungsprozess darüber im Klaren sein: Partizipation und Einbezug der Mitarbeiter kann eine wichtige Komponente sein, um so ein Mammut-Projekt wirklich nach Vorn zu bringen.

Erfolgreiches Change Management für eine Digitalkultur: Eine Zutatenliste.

Man nehme:*

– eine klare Vision und Digitalstrategie
– offene und transparente Kommunikation
– eine für den Wandel geeignete Gallionsfigur, die die neuen Werte lebt und nicht müde wird, sie zu kommunizieren
– Bewusstsein über die Rolle jeder einzelnen Führungskraft im Veränderungsprozess
– ggf. Schulungsformate (vor allem, wenn im Zuge der neuen Digitalisierungsstrategie neue Tools eingeführt werden)
– Partizipationsmöglichkeiten und Feedbackkanäle für Mitarbeiter
– Ein Wandel geschieht nicht über Nacht: bleiben Sie geduldig – Rom wurde schließlich auch nicht in einem Tag gebaut!
(*Rezept und Portionsgröße sollten je nach Unternehmensgröße und -kontext angepasst werden).

 

 

 

 

Quellen:
Capgemini, The Digital Culture Journey, 2017: Web. https://www.capgemini.com/wp-content/uploads/2017/08/digital_transformation_review_10_20171409_web.pdf

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